Interview mti Designer Javier Mariscal

designer-javier-mariscal

Designer Javier Mariscal (geboren 1950 in Valencia, Spanien) ist ein international anerkannter Designer und Illustrator. Er wurde insbesondere durch Aufsehen erregendes Produkt- und Industriedesigns sowie die Corporate Designs für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und für die EXPO 2000 in Hannover international bekannt.

Im Design-Büro des Designers Javier Mariscal ist fast alles erlaubt, auch für Mitarbeiter – denn das mache die Mitarbeiter effektiver.

Das Interview mit Javier Mariscal:

„Mögen Sie Regeln?

Javier Mariscal:

Nein, ich hasse sie. Um kreativ zu sein, braucht man Chaos.

Stimmt es, dass bei Mariscal alle Mitarbeiter kommen und gehen können, wann sie wollen?

Javier Mariscal:

Es gibt keinen strikten Dienstplan, wenn Sie das meinen. Unsere Leute können tatsächlich arbeiten, wann sie wollen. Manche fangen eben erst um 14 Uhr an, andere morgens um sieben. Das hängt von den Projekten und Terminen ab, privat wie beruflich. Davon, ob sie einen Arzttermin haben oder ihr Kind krank ist.

Bei Ihnen können die Mitarbeiter Gemüse anpflanzen, laut Musik hören oder auch mal ein Nickerchen machen …

Javier Mariscal:

Das ist hier ein Platz, an dem wir Design machen. Wir wollen kreativ sein. Wir sind hier mehr eine große Gruppe als Angestellte und Chefs. Seitdem ich ein Kind war, habe ich an eine Art geglaubt zu leben: so frei, wie es geht. Genießen ist wichtig, Spaß ist wichtig, dafür ist es nötig, dass der Arbeitsplatz groß, frei und hell ist. Dass es keine Pyramide der Hierarchie gibt und die, die das Kommando haben, bessere Arbeitsplätze und -bedingungen haben. Nur ein paar ganz einfache Regeln gibt es bei uns: Der am meisten versteht von einer Sache hat bei ihr am meisten zu sagen. So kann jeder am meis- ten Spaß haben und sein Bestes geben.

Angeblich wird auch viel gekifft?

Javier Mariscal:

Verboten ist das nicht, bei uns ist nichts wirklich verboten.

Aber Sie sind schon der Chef hier?

Ich bin allerdings kein guter Chef.

Wie kann das sein?

Javier Mariscal:

Mein Bruder Santi, der auch hier arbeitet, ist ein guter Chef. Dafür muss man ausgeglichen sein und sagen können, dass etwas großartig ist oder schlecht. Ich weiß nicht, wie man das macht.

Sie sagten mal, Sie seien Kommunist.

Javier Mariscal:

In erster Linie bin ich jemand, der gern gut lebt. In vielen Firmen und auch in unserer Gesellschaft sind die Strukturen von Diktaturen noch viel zu präsent. So läuft das bei uns nicht, es wird nicht festgestellt, wie viel Quadratmeter jedem zustehen, wie viel Beleuchtung es für jeden gibt. Wir haben viel Geld für große Fenster und für unseren Garten ausgegeben, die Umgebung soll für alle angenehm sein. Es gibt bequeme Stühle und Ecken, um sich zu unterhalten, auszuspannen und auch Sofas für ein Schläfchen. Ich verstehe gar nicht, warum ein Büro weniger gemütlich sein sollte als die eigene Wohnung. So, wie es bei uns ist, sollte es überall sein. Wir sind nicht die Ausnahme, die anderen sind doch die Ausnahme.

Arbeiten Ihre Leute mehr?

Mariscal:

Nicht an Stunden, nein, aber sie arbeiten effektiver, sie schaffen mehr, weil sie gern herkommen.

Ihr Konzept funktioniert also auch wirtschaftlich?

Mariscal:

Natürlich. Ich habe gerade einen Laden für H&M hier in Barcelona entworfen, der ist größer, hat weitläufigere Treppen, lässt den Kunden und Mitarbeitern dort mehr Platz, das Licht ist besser als in anderen Filialen. Die Leute kaufen mehr, weil sie besser sehen und sich wohler fühlen. Das ist dasselbe Prinzip wie bei uns.

Wie wichtig ist Geld, um im Beruf glücklich zu sein?

Javier Mariscal:

Entscheidend ist vor allem, dass ein Gleichgewicht besteht zwischen dem verdienten Geld und dem, was man braucht. Natürlich muss es reichen, um die Schule für die Kinder zu bezahlen und das Haus – man muss leben können. Wenn man viel Geld verdienen will, ist das nicht der richtige Platz hier, das darf nicht der Antrieb sein.

Herr Mariscal, haben Sie einen Traum, den Sie gern beruflich umsetzen wollen?

Javier Mariscal:

Ich würde gern den Plan für ein großes, ein einiges Europa entwerfen.

Das Gespräch führte Tina Epking“

Zum Original Interview mit Designer Javier Mariscal.

Design Studio von Javier Mariscal: www.mariscal.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Design Blog vom Designer

Offenlegung: Auf dieser Webseite finden Sie zum Teil Affiliate-Links. Das bedeutet, dass wir unter Umständen eine kleine Provision erhalten. Ohne zusätzliche Kosten für Sie. Damit helfen Sie uns weiterhin kostenlose Inhalte anzubieten. Vielen Dank!