Designer Hütte in der Schweiz

Die neue Monte-Rosa-Hütte
Seit 110 Jahren steht an grandioser Lage über dem Grenzgletscher die Monte-Rosa Hütte der SAC-Sektion Monte Rosa. Dank einer Schenkung des Ingenieurs «Bétemps» an den SAC konnte damals dieser imposante Gletscherkessel für die Alpinisten erschlossen werden. Jetzt soll die beliebte Alpinunterkunft einem revolutionären Neubau weichen.

Das autarke Gebäude der von der ETHZ projektierten Monte-Rosa-Hütte in seiner grandiosen Extremlage über dem Grenzgletscher

Mit verschiedenen Erweiterungen der bestehenden Monte-Rosa-Hütte wurde immer wieder versucht, den Ansprüchen und dem Ansturm der Gäste Rechnung zu tragen. In den letzten Jahren aber nahmen die Verschleißerscheinungen zu, und die baulichen Mängel wurden zu groß, um sie durch die laufenden Unterhaltsarbeiten in den Griff zu bekommen. Die Sektion Monte Rosa als Hüttenbesitzerin und der SAC-Zentralverband beschäftigten sich darum seit längerem mit Ideen zu einer Gesamtsanierung, zu einem Um- oder sogar einem Neubau.

«State-of-the-art»-Hütte
Im Jahr 2003 gelangte die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ETHZ mit dem Angebot an den SAC, im Rahmen ihres 150-Jahr-Jubiläums einen Hüttenbau für den SAC zu realisieren. Dieser sollte mittels neuester Technologien und innovativer Architektur sozusagen den «state of the art» im Gebirgsbau dokumentieren. Im Zentrum der Überlegungen stand von Anfang an ein möglichst autarkes Gebäude in dieser Extremlage.


Gemeinsam mit der ETHZ und den SAC-Sektionen wurde daraufhin ein geeignetes Hüttenbauprojekt evaluiert, wobei die ETHZ bei der Auswahl den Stichentscheid beanspruchte. So fiel die Wahl auf die Monte-Rosa-Hütte, was bei der hütten-besitzenden Sektion auf große Freude und Bereitschaft zur Umsetzung dieser anspruchsvollen Planungsform stieß.


Panoramaaussicht vom Restaurant bei Tag. Der Baubeginn ist für Sommer 2006 und die Betriebsaufnahme der neuen
Monte-Rosa-Hütte auf die Wintersaison 2006/07 vorgesehen.

Vier Semester, zwölf Konzepte, 33 Studenten
Neu und speziell war nicht nur die Idee der Zusammenarbeit zwischen dem SAC und der ETHZ, sondern auch die Art und Weise der Planung und deren Umsetzung: Das Projekt sollte von der Konzeptphase bis zur Baueingabe durch Architekturstudenten bearbeitet werden. Die Betreuung der Studenten sowie die Gesamtplanung stellte Professor Andrea Deplazes mit seinen Assistenten sicher.
Zudem wurden Fachplaner aller notwendigen Richtungen wie Statik, Haustechnik, Energieerzeugung, Kostenplaner in den Prozess einbezogen.

In die Planung der neuen Monte-Rosa-Hütte, die über vier Semester lief, waren nacheinander rund 33 Studenten involviert. In einer ersten Phase wurden Konzepte für neue Formen des Betriebs und der Organisation von Hüttenbauten erstellt. Auf dieser Basis erarbeiteten die Studenten im zweiten Semester zwölf Konzepte, die eine breite Palette von Nutzungsformen aufzeigten.
Zwei davon wurden in einer Vorjurierung im vergangenen Herbst zur vertieften Planung ausgewählt. Im April 2005 erkor die Jury, bestehend aus Fachleuten aller relevanten Richtungen, das Siegerprojekt «Glänzling», das von sieben Studenten noch einmal vertieft und baueingabereif bearbeitet wurde. Das nun vorliegende Bauprojekt definiert sowohl bezüglich architektonischer Form als auch energetischer Kenndaten das neue Bauen in extremen Lagen. Die neue Hütte ist zu über 90% energieautark und beschreitet in der inneren und äußeren Ausformung und der funktionellen Organisation Wege, die ihresgleichen suchen.


Die von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) geplante revolutionäre neue Monte-Rosa-Hütte bei Nacht. Sie dokumentiert mittels neuster Technologien und innovativer Architektur den «State-of-the-art» im Gebirgsbau.

Aufmerksamkeit garantiert
Am 22. Juni 2005 wurde die Baueingabe offiziell bei der Gemeinde Zermatt deponiert. Wenn keine Einsprachen erfolgen, sollte die Baubewilligung im Lauf des Monats September erteilt werden. Parallel dazu werden auf professioneller Basis die genaue Kostenermittlung, die Ausführungsplanung und die innere Detailplanung vorangetrieben. Geplant ist noch in diesem Jahr die offizielle Grundsteinlegung – sozusagen als Abschluss der 150-Jahr-Jubiläumsfeierlichkeiten der ETHZ. Der Baubeginn ist für Sommer 2006 und die Betriebsaufnahme der neuen Monte-Rosa-Hütte auf die Wintersaison 2006/07 vorgesehen.


Blick auf die Aufstiegstreppe, Teil des Projektes, das nicht nur auf nationales und internationales Medienecho stößt, sondern auch an der gegenwärtigen Weltausstellung im japanischen Aichi vertreten ist.

Grenzen gesprengt
Das Projekt stößt nicht nur auf nationales und internationales Medienecho, sondern ist auch an der gegenwärtigen Weltausstellung im japanischen Aichi Teil des Schweizer Pavillons. Dem interessierten Publikum wird dabei gezeigt, wie an Schweizer Hochschulen geforscht und welche Resultate erzielt werden. Insgesamt zeigt das Projekt neue Monte-Rosa-Hütte auf, dass mit einer gut strukturierten Vorbereitung und Planung auch in der heutigen Zeit Meilensteine gesetzt werden können. Hohe Priorität wurde dem Einbezug der Behörden und der Umweltverbände auf allen Ebenen sowie der offenen Information zu jedem Zeitpunkt eingeräumt. Dadurch konnten allfällige Konflikte in einem frühen Planungsstadium erkannt und darauf reagiert werden, was von allen Parteien geschätzt wurde.

Ein großes Verdienst an diesem außerordentlichen Projekt haben alle Beteiligten, insbesondere Prof. Meinrad R. Eberle, Projektleiter «150 Jahre ETHZ», Prof. Andrea Deplazes und Marcel Baumgartner, Projektleitung und Studentenbetreuung Studio Monte Rosa und die Verantwortlichen der Sektion Monte Rosa.


Alte Hütte Monte-Rosa

2 Gedanken zu „Designer Hütte in der Schweiz“

  1. das ist wirklich schade, so ein silber Klotz past einfach nicht in die Bergwelt. Da wahr die alte Hütte ein Traum und die neue ist ein Alptraum.

  2. Hallo Daniela,
    Also Du solltest dringend mal dahin gehen… zumindest auf den Gornergrat…
    (ich war grad letzte Woche dort….)
    Ohne Hilfe wirst Du die neue Hütte (trotzdem, dass dann knapp unterhalb noch die alte Hütte steht, die man sehr gut sieht!) kaum entdecken… denn sie fügt sich derart elegant und grazil in die Bergwelt ein! Es passt sehr gut !
    Nur jemand der noch nie in der Gegend war und sich die dortige gigantische Berg- und Gletscherwelt nicht vorstellen kann, denkt so. Besonders jetzt im Winter ist das spiegelnde Objekt eigentlich unsichtbar… und eben: inmitten dieser Natur verschwindend klein….!
    …überhaupt so ein solch innovatives Projekt ist zeitgemäss umeltfreundlich (Autarkiegrad 90%!) und deshalb sehr passend!
    Siehe z.B. auch : http://www.neuemonterosahuette.ch/
    Gruss Anna

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